Innenstadtentwicklung als Chance begreifen: Positionspapier der FDP-Fraktion zur Entwicklung der Stadtmitte Kaarst

Innenstädte befinden sich heute nicht mehr nur im Wettbewerb mit ihren Nachbarn, sondern auch mit diversen Online-Angeboten und großen Einzelhandelszentren außerhalb der Stadtkerne auf der grünen Wiese. Die Attraktivität des einzelnen Standorts erlangt daher eine steigende Wichtigkeit, da nicht mehr allein das Angebot, sondern vielmehr die Atmosphäre und der Wohlfühlfaktor Menschen in die Innenstädte ziehen. Innenstädte als Orte der Begegnung und des Austausches behalten für die Stadtgesellschaft als Ganzes weiterhin elementare Wichtigkeit. Vor diesem Hintergrund muss sich auch die Kaarster Innenstadt weiterentwickeln. 

Aus diesem Grund wurde im Rahmen der Umsetzung des Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzeptes (IEHK), im Jahr 2021 der städtebauliche Wettbewerb zur Umgestaltung des unmittelbaren Innenstadtbereichs (vom Rathaus über die Alte Heerstraße bis zum Maubiszentrum) durchgeführt. Ebenfalls wurden in der Umsetzung des IEHK die Planungen für die Weiterentwicklung des Stadtparks entwickelt und vorgestellt. Beide Projekte sind gemeinsam zu denken, da sie die gesamte Innenstadt von Kaarst betreffen. Um die Kaarster Innenstadt langfristig ökonomisch und ökologisch nachhaltig aufzustellen, ist es notwendig, heute in ihre (bauliche) Weiterentwicklung einzusteigen. Die Freien Demokraten begrüßen diesen Ansatz.

 

Ziele und Analyse des Status Quo

  • Der Platz („Neumarkt“) zwischen Rathaus und Maubiszentrum ist heute zu groß und städtebaulich undefiniert. Damit entsteht ein unattraktiver Raum, der nicht zum Verweilen einlädt.

  • Die Alte Heerstraße in ihrer heutigen Ausprägung zerteilt den Raum zwischen Rathaus und Maubiszentrum. Diese Teilung verringert die Aufenthaltsqualität zusätzlich.

  • Die Stellplätze im unmittelbaren Innenstadtbereich sind wichtig für die Erreichbarkeit der Innenstadt mit ihren Geschäften und ihrer Gastronomie. Gleichzeitig beeinträchtigt die prominente Anordnung unmittelbar nördlich der Alten Heerstraße im Herzen der Innenstadt die Qualität des öffentlichen Raums momentan massiv. 

  • Das gewerbliche und gastronomische Angebot der Innenstadt soll weiter ausgebaut werden, um die Attraktivität zu steigern und mehr Menschen in die Innenstadt zu ziehen, hierzu sind zusätzliche Flächen erforderlich.

  • Der heutige Sportplatz wird zeitnah saniert.

 

Zukünftige Entwicklung

  • Den Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs (de zwarte hond mit urbane gestalt) sehen wir weiterhin positiv und wollen ihn grundsätzlich umsetzen.

  • Die heute unmittelbar nördlich der Alten Heerstraße gelegenen Stellplätze sollen auf einen neuen Parkplatz im Bereich des ehemaligen Hauses der Senioren verlagert werden. Somit wird die Mitte der Innenstadt frei für die im Wettbewerb skizzierte Entwicklung. Gleichzeitig bleibt die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem PKW gegeben. Von einer großen Tiefgarage, die diese Parkplätze aufnimmt, soll Abstand genommen werden.

  • Das sog. „Haus der Möglichkeiten“ soll, wie im Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs skizziert, auf der heutigen Alten Heerstraße entstehen. Damit entstehen neue Flächen für Gastronomie, Einzelhandel, Büro, Arztpraxen o.Ä. Das Gebäude gliedert mit seiner Positionierung den heute ungegliederten öffentlichen Raum. Der Platz wirkt dadurch kleiner und belebter, was die Aufenthaltsqualität erhöht. Gemeinsam mit der Verkehrsberuhigung auf der Alten Heerstraße wird somit ein zusammenhängender attraktiver Bereich geschaffen. Das Gebäude soll von einem privaten Investor errichtet werden, um die Kosten für den öffentlichen Haushalt zu gering zu halten. Das Grundstück soll dabei als Erbpachtgrundstück auch langfristig im Eigentum und unter Kontrolle der Stadt bleiben.

  • Die Alte Heerstraße ist im Zuge der Baumaßnahme ohnehin zu schließen. Die Verkehrsauswirkungen sollen in diesem Zusammenhang genau beobachtet und geprüft werden. Die Bauphase kann damit als Reallabor einer für den motorisierten Individualverkehr gesperrten Alten Heerstraße dienen. Sofern die festgestellten Auswirkungen auf die Nebenstraßen vertretbar sind, soll die Alte Heerstraße auch nach Abschluss der Arbeiten als Fußgängerzone ausgebildet werden und für den Autoverkehr gesperrt bleiben. Andernfalls wollen wir das im Wettbewerb vorgesehene Shared-Space-Konzept umsetzen. Die Nebenstraßen, die die Ausweichverkehre der Alten Heerstraße aufnehmen müssen, sollen entsprechend ertüchtigt werden.

  • Die Entsiegelungen im unmittelbaren Innenstadtbereich sollen wie im Wettbewerbsentwurf vorgeschlagen umgesetzt werden.

  • Im Zuge der Sanierung des Sportplatzes sollen in diesem Bereich realisierbare oberirdische Stellplätze hergestellt werden. Eine potentielle Aufständerung der Sportplatzanlage soll zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiterverfolgt werden.

  • Im Zuge der Aufstellung eines Bebauungsplanes sollen auch Aufstockungen und Anbauten im (privaten) Bestand geprüft und nach Möglichkeit in den Bebauungsplan integriert werden, um auch den privaten Investoren im unmittelbaren Innenstadtbereich die Möglichkeit zu geben, ihre Immobilien zur Attraktivitätssteigerung der Innenstadt weiterzuentwickeln.

  • Eine Parkpalette o.Ä. im Stadtpark lehnen wir weiterhin ab. Die Umsetzung der beschriebenen Maßnahmen kann einen Beitrag zur langfristigen Attraktivitätssteigerung der Innenstadt leisten. Für ihr Gelingen ist ein gutes Miteinander der beteiligten Akteure zwingend erforderlich.

 

Positionspapier der FDP-Fraktion zur Innenstadtentwicklung Kaarst