Ortsteilentwicklung Vorst: Konzeptbeschluss mit Schönheitsfehlern

In der ersten Sitzung nach der Sommerpause hat der Bau- und Planungsausschuss der Stadt Kaarst (BPA) das Ortsteilentwicklungskonzept für Vorst beschlossen. Die Bilanz der Freien Demokraten dazu fällt gemischt aus.

Da ist zunächst das Konzept selbst: Der erste Entwurf des Büros plan-lokal hatte trotz intensiver Beteiligung der Vorster Einwohnerinnen und Einwohner nur wenig konkrete Vorschläge unterbreitet. Erst auf Drängen der FDP-Fraktion finden sich in dem nun beschlossenen Konzept zumindest einige konkrete Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Ortes. Unstrittig ist der Mehrbedarf an Wohnraum im gesamten Stadtgebiet, so auch in Vorst, um den Druck auf den Wohnungsmarkt zu verringern. Den Freien Demokraten war es dennoch wichtig, kein reines Baukonzept zu schaffen, sondern auch Fragen des Verkehrs (unter Berücksichtigung aller Verkehrsteilnehmer), der sozialen Infrastruktur (Schulen, Kitas und Spielplätze, aber auch medizinische Versorgung) und der Attraktivierung der Ortsmitte als Gemeinschaftsort (z.B. duch den Versuch,  zusätzliche Gastronomie anzusiedeln) zu adressieren. Diese Themen sind in dem nun beschlossenen Konzept zumindest angeschnitten.

Das beschlossene Ortsteilentwicklungskonzept sieht für die bauliche Entwicklung vier mögliche Szenarien vor. Die ersten drei Szenarien sind von einem Fachbüro entwickelt worden, das vierte Szenario hingegen geht auf die politischen Vorstellungen der Koalition aus CDU und Grünen zurück. Die Freien Demokraten haben bereits im Januar 2024 beantragt, das auch von den Fachplanern favorisierte Szenario 3 weiterzuverfolgen. Dieses sieht eine Entwicklung von Wohnungen an der Vorster Straße gegenüber der Grundschule und dem Haus der Lebenshilfe vor. Dabei sollten Einfamilienhäuser für Familien mit Kindern entstehen, ebenso aber kleinere Wohneinheiten, gerade für Senioren, aber auch für Singles oder Paare. Der Vorteil dieses Gebietes liegt auf der Hand: Es ist von der Vorster Straße aus leicht zu erreichen und liegt doch sehr nah an der Ortsmitte. Leider konnte sich die schwarz-grüne Koalition jedoch nicht dazu durchringen, diesem Antrag der Freien Demokraten zuzustimmen.

Stattdessen verfolgt man seitens der Ratsmehrheit nun den Plan, zusätzlich zum Gebiet an der Vorster Straße auch ein Baugebiet am Kaninchenskamp zu entwickeln. Das entspricht dem oben genannten Szenario 4, das insoweit nicht auf eine Fachplanung zurückgeht. Die Auswirkungen dieses Szenarios auf den Ortsteil Vorst sind zum jetzigen Zeitpunkt noch schwer abzuschätzen, auch weil noch nicht abzusehen ist, wie viele Wohneinheiten hier entstehen sollen. Klar ist aber jetzt schon, dass die Erschließung des Kaninchenskamps durch das Wohngebiet am Alt-Werret führen muss – Verkehrskonflikte sind vorprogrammiert. Das gilt erst recht, wenn geplant ist, dort einen „Seniorenstützpunkt“ zu errichten. Denn es ist davon auszugehen, dass gerade ältere Menschen auf das Auto zurückgreifen, um mobil zu bleiben, insbesondere weil die Entfernung zur Ortsmitte verhältnismäßig groß ist.

Erfreulicher ist dagegen, dass sich die Koalition die Forderung der Freien Demokraten zu Eigen gemacht hat, die Entwicklung der technischen und sozialen Infrastruktur mit der des Wohnraumes Hand in Hand gehen zu lassen. So soll sichergestellt werden, dass der Ort für „alte“ und „neue“ Vorsterinnen und Vorster attraktiv und lebenswert bleibt. Die Freien Demokraten werden auch in Zukunft darauf achten, dass das auch tatsächlich gelingt.