NRW Schulministerin skizziert die Eckpunkte der neuen Schulpolitik in NRW
Die Kaarster Freien Demokraten freuten sich über eine interessante und informative
Informationsveranstaltung mit der NRW-Ministerin für Bildung und Schule Yvonne Gebauer im Bürgerhaus der Stadt Kaarst zum Thema „Die aktuelle und künftige Schulpoiltik“. Nach ihrem Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Kaarst wurde Ministerin Gebauer bereits von fast 100 interessierten Zuhörern im Ratssaal erwartet, unter ihnen waren Eltern, Lehrer, Schüler und Schulleiter ebenso wie die Kaarster Bürgermeisterin Dr. Ulrike Nienhaus als auch die beiden Beigeordneten und der Schulausschuss-Vorsitzende Marcel Finger. Nach kurzer Begrüßung durch den FDP-Vorsitzenden Dr. Heinrich Thywissen informierte Gebauer dann die anwesenden Zuhörer über die Ziele und Maßnahmen der geplanten Schul- und Bildungspolitik der nächsten Jahre in NRW. Dabei schnitt sie die Themen G8/G9, Inklusion, Rechtsschreibung in der Grundschule und Bewältigung des Lehrermangels an und nahm anschließend sie sehr konkret Stellung zu den vielfältigen Fragen der Zuhörer. Rundum war es eine sehr gelungene Veranstaltung zum Thema Schulpolitik in NRW.
Der Ratssaal im Bürgerhaus war mit ca. 100 Teilnehmern sehr gut besucht. Zahlreiche Zuhörer waren aus dem Bereich der Schule gekommen, unter ihnen waren Schulleiter, Lehrer, Eltern und Schüler – zum Teil auch aus dem Kaarster Umland. – Ebenso war der Vorstand der Kaarster Verwaltung, so Frau Bürgermeisterin Dr. Ulrike Nienhaus, Dr. Sebastian Semmler, der Erste Beigeordnete und Schuldezernent, die Technische Beigeordnete, Sigrid Burkhart sowie der Schulausschuss-Vorsitzende Marcel Finger an den Ausführungen der neuen Schulministerin Yvonne Gebauer interessiert.
Zuvor wurde die Ministerin bereits von der Bürgermeisterin Frau Dr. Nienhaus im Rathaus zur Eintragung in das Goldene Buch der Stadt Kaarst begrüßt.
Der FDP-Stadtverbandsvorsitzende, Dr. Heinrich Thywissen, führte kurz in die Informationsveranstaltung ein und hieß die Teilnehmer herzlich willkommen. Die Ausführungen der Ministerin konzentrierten sich im Wesentlichen auf die Schwerpunktthemen G8/G9, Inklusion und Förderschulen, Lehrermangel, Rechtschreibung in Grundschulen und Digitalisierung.
„Schulpolitik ist ein großer Tanker, der schwer zu bewegen ist“ mit diesen Worten führte die Ministerin in das Thema ein. Sie wolle „Gutes bewahren und Neues wagen“ so skizzierte sie die grobe Richtung ihrer Politik. Nach erst acht Wochen im Amt bat sie darum, noch keine großen Veränderungen zu erwarten.
Bildung fängt in Kitas an, so die Ministerin weiter und deshalb sei sie zufrieden damit, dass für den Haushalt 2018 500 Mio. Euro zur Erhaltung des Status quo bei Kitas eingestellt werden. Weiteres Geld sei zur Qualitätsverbesserung jedoch nötig. Sie fordert gleichzeitig, dass generell die Ausgaben für Bildung seitens des Bundes erhöht werden müssen; zur Zeit fließen lediglich 5% des Bruttosozialproduktes in Bildung. Dabei sind die besonderen Herausforderungen Digitalisierung, Aufbau Ganztagsschulen und die Beschulung von Flüchtlingskindern und Kinder mit Migrationshintergrund. Gespräche mit der Bundesbildungsministerin, Professor Wanka, haben ergeben, dass weitere Finanzmittel in Höhe von 5 Mrd. Euro in Aussicht gestellt werden. Die Ministerin betonte, dass Digitalisierung im internationalen Vergleich gesehen werden muss, um den Anschluss nicht zu verpassen.
Gute Schule 2020 – das Projekt soll weitergeführt werden, da viele Kommunen bei der Ausstattung der Schulgebäude einen Sanierungsstau hätten; sie appellierte an die Kommunen, die dafür bereitgestellten Fördermittel auch abzurufen.
Zum Thema Inklusion stellte sie heraus, dass dies ein Menschenrecht ist. NRW will zukünftig Förderschulen erhalten; die Beschulung behinderter Kinder jedoch auch an Regelschulen müssten weitergehen – unter anderen Bedingungen. Es soll keine Förderschule geschlossen werden, wenn es keine entsprechende Alternative gibt. Dies könnten auch Förderschulgruppen an Regelschulen sein, da nicht jeder Standort unbedingt aufrecht erhalten bleiben kann. Zunächst gelte es, sich einen konkreten Überblick zu schaffen, da Daten nicht ausreichend vorliegen.
„Alle Parteien haben G8 gewollt“ so die Ministerin. „Leider war die Umsetzung nicht optimal“ Inzwischen habe sich der Zeitgeist verändert und die Eltern wünschen, dass ihre Kinder mehr Zeit für andere außerschulische Aktivitäten haben, deshalb das Angebot wieder zu G9 zurückzukehren mit der Ausnahme, dass diejenigen Gymnasien, die bei G8 bleiben wollen, dies auch können. Nach Einschätzung der Ministerin werden jedoch die meisten zu G9 zurückgehen, wie auch Erfahrungen aus anderen Bundesländern zeigen.
Der Referentenentwurf für die Gesetzgebung wird in Einzel- und Gruppengesprächen mit Vertreten der Eltern, Lehrern und kommunaler Verbände noch im September aufgenommen. Das Gesetzgebungsverfahren wird bereits 2018 abgeschlossen werden. Da die Umsetzung des Gesetzes dann eine Zeit benötigt und auch die Kommunen sich auf den erweiterten Raumbedarf einstellen müssen, sieht die Ministerin eine endgültige Umsetzung für das Schuljahr 2025/26.
Als dramatisch bezeichnete die Ministerin die Situation des Lehrermangels. Besonders im Bereich Grundschule, Förderschulen und Berufskolleg-Schulen sind zur Zeit 2.139 Stellen unbesetzt. Die Lücke sei durch die geänderte Lehrerausbildung entstanden und werde noch für zwei Jahre andauern. Lösungen sieht sie darin, dass ein gewisses Überangebot an Lehrern in der Sekundarschule dazu genutzt wird, die Lücke bei den Grundschulen auszugleichen, in dem diese für zwei Jahre an eine Grundschule verpflichtet werden und nach dieser Zeit eine Stelle an einer weiterführenden Schule erhalten. Seiteneinsteiger als Lehrpersonal seien nicht so gewünscht, obwohl für die Fächer Englisch, Sport, Musik und Kunst denkbar.
Ein besonderer Mangel an Lehrer bestehe im Bereich Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften; insbesondere im Hinblick auf eine Pensionierungswelle. Junge Informatiker seien schwer zu bekommen, da diese zu besseren Gehältern von der Wirtschaft abgeworben werden. Es ist angedacht, eine Werbekampagne zu starten, um junge Informatiker für den Lehrerberuf zu gewinnen. Hierbei ist eine Betonung auf die Wertschätzung des Lehrerberufes wichtig und Teil der Kampagne. „Der Respekt vor dem Lehrer muss wieder erlangt werden“ – so die Ministerin.
In der Diskussion wurde in dem Zusammenhang auf die schlechte Besoldung der Lehrer speziell in den Grundschulen aufmerksam gemacht, die dazu führe, dass einige ins Ausland abwanderten und dadurch der Lehrermangel noch verschärft würde. Die Ministerin versprach, sich dieses Themas anzunehmen.
Zum Thema Offene Ganztagsschule bzw. Ganztagsbetreuung wird an einem Erlass gearbeitet, dass auch flexiblere Betreuungszeiten –wo möglich- angeboten werden.
Die Methoden der Rechtschreibung bewegt viele. Die Rückmeldungen der weiterführenden Schulen – so die Ministerin – ist, dass Rechtschreibkompetenzen der Grundschulen nicht ausreichen. „Ich bin keine Freundin der Methode Lesen-durch-Schreiben bzw. Schreiben nach Gehör, obwohl wir die pädagogische Freiheit für Lehrer gewährleisten, aber die Ergebnisse müssen auch stimmen.“ Dies sei besonders für Kinder, die nicht Deutsch als Muttersprache haben schwierig.
Die Ministerin stelle ein Pilotprojekt ab Herbst in Aussicht nach dem Motto schnelle Integration ist die beste Integration wird auch über die Ferienbeschulung für Flüchtlingskinder nachgedacht. Dies bereite jedoch viele organsatorische Herausforderungen.
Wie gehen wir mit der Vielfalt der Schulformen zukünftig um? Die Modellversuche im Bereich Gemeinschaftsschule und Sekundarschule müssen analysiert und überprüft werden. „Schule verträgt keine schnellen Veränderungen, alles muss gut abgewogen werden.“ Dabei stellte die Ministerin die Vorteile der Schulform-Vielfalt besonders heraus. Haupt- und Realschulen wurden vernachlässigt und sollen wieder gestärkt werden, um dem Akademisierungswahn entgegenzuwirken. Ein guter Hauptschul- oder Realschulabschluss müsse wieder zu einer Lehre befähigen und auch von der Wirtschaft angenommen werden. Hier ist ein Umdenken gefordert. Dies sei primär ein gesellschaftliches Problem.
In der sehr regen Diskussion wurde das Thema Digitalisierung mehrfach hinterfragt. Die Ministerin verwies darauf, dass einerseits die Schulen zunächst mal ans Netz kommen müssten; die Breitbandversorgung muss sichergestellt werden und die Kommunen müssen die Vernetzung von außen nach innen in die Schulgebäude liefern. Zusätzlich seien Netzwerk-Administratoren notwendig zur Entlastung der Lehrer für Technik und Software-Wartung. Die Ausstattung zum digitalen Klassenzimmer mit Laptop, Smartphones sei das geringste Problem.
Abschließend wies die Ministerin darauf hin, dass sie an dem weiterführenden Dialog mit der Bevölkerung und speziell auch der Teilnehmer interessiert ist und bot dazu an, auch online Fragen zu stellen und Anregungen weiterzugeben.